Traben-Trarbach um 1830
Auszug aus dem Buch »Mit Carl Bodmer von Trier nach Koblenz«
Endlich gelangen wir an die Mündung der Kautenbach oder vielmehr an den Hauptarm derselben, der sich hier in die Mosel ergießt; denn ein Seitenarm, der Mühlbach, geht durch Trarbach und treibt daselbst einige Mühlen und was sonst von Gewerken die Kraft des Wassers in Anspruch nimmt. Zwischen diesen beiden Bächen ist das Städtchen Trarbach (Gasthöfe bei: Bertout, und bei Butz), die vormalige Hauptstadt der hinteren Grafschaft Sponheim, über deren hohes Altertum vieles gefabelt wird, in einer höchst romantischen Lage dergestellt aufgebaut, dass der größere Teil der Ortschaft zwischen die Berge und Felsen hineingedrängt wird, die schöne Stadtkirche aber die höchste Stelle einnimmt, von welcher sie das Ganze überschaut und beherrscht. Die Häuser am Fluss, wo sich das Tal erweitert, geniessen eines heiteren Blickes über den schönen Strom und jenes herrlich geformte, für den Anbau so überaus günstige Weingebirge, an dessen sanftem Abhang das uralte Traben gelagert ist. Das Innere von Trarbach bietet dagegen wenig Reizendes; in den engen und krummen Straßen fehlt es nicht an einer guten Zahl von übergebauten Häusern, die kaum zur Mittagszeit dem Sonnenlicht freien Zugang und ungehinderte Wirkung verstatten. Eine Mauer, von verschiedenen Türmen beschützt, zieht sich um den Ort; und die Stadttore, die Mosel-, Weiher- und Schottenpforte, sämtlich überwölbt und hoch aufgebaut, sind größtenteils noch in ihren alten Würden belassen. Aber der Stolz von Trarbach, der Punkt, welcher den Anbau des Städtchens veranlasste und ihm eine gewisse historische Bedeutung gegeben hat, die Gräfenburg, »des gantzen umligenden Landes Schutzwehr, Freystatt und Erhalterin,« ist in Staub zerfallen, und lebt nur noch in der Erinnerung weiter fort. Das Gerölle zersprengter Mauern und Felswände bedeckt den Abhang des Berges bis zur Mosel hinab; diese unscheinbaren Trümmer sind die Überreste jenes Bauwerkes, wozu die berühmte Gräfin Lauretta von Sponheim den Grund legte und worauf sie eine so ansehnliche Summe Geldes verwendete.