Mit Carl Bodmer von Trier nach Koblenz
Eine Moselreise um das Jahr 1830
erschienen im Rhein-Mosel-Verlag, ISBN 978-3-89801-033-7, Preis 15,90 Euro
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Vorbemerkung
Carl Bodmer war noch keine zwanzig Jahre alt, als er 1828 von Zürich über Basel nach Koblenz wanderte und von dort neben Rhein- und Lahnansichten die hier vorliegenden Mosellandschaften und Städtebilder zeichnete. Die nach den Zeichnungen gefertigten Kupferstiche in Aquatinta-Technik und in verlagskolorierter Ausgabe sind die Bildvorlagen für dieses Buch. Während Carl Bodmer als Zeichner und der jeweilige Radierer und Aquatinta-Techniker durch ihre Signatur bekannt sind, wissen wir nichts über diejenigen, die die gedruckten Blätter kolorierten. Da uns von Piesport keine gute Farbfassung vorlag, nutzten wir den Wink des Schicksals, diese Aquatinta in schwarz-weiß abzudrucken, um so anschaulich zu machen, wie Carl Bodmer und sein Bruder Rudolf die Bildwirkung ihrer Landschaftsdarstellungen für den Buchdruck ursprünglich angelegt hatten. Denn neben den in verschiedenen Techniken kolorierten »Edel-Ausgaben« wurde die große Zahl der Bücher und auch der Einzeldrucke in schwarz-weiß produziert. (Siehe auch: »Der Künstler Carl Bodmer« und »Die Aquatinta-Technik«) Die den Bildern zugeordneten Textauszüge stammen von Otto von Czarnowsky – aus dem 1841 bei Hölscher in Koblenz erschienenen Buch »Die Mosel und ihre nächsten Umgebungen von Metz bis Coblenz«. Außer bei den Überschriften und Bildbezeichnungen haben wir die Texte der heutigen Rechtschreibung angepasst übernommen.
Arne Houben
Der Künstler Carl Bodmer
Johann Carl Bodmer von Meilen – allgemein Carl (oder auch Karl) Bodmer genannt, wurde am 11. Februar 1809 in Zürich geboren. Er starb am 30. Oktober 1893 in Paris. Der Sohn eines Baumwollhändlers begann mit 13 Jahren eine Ausbildung zum Radierer, Lithographen und Kupferstecher bei seinem Onkel, dem Landschaftsmaler und Kupferstecher Johann Jakob Meier von Meilen. Bodmers Bruder Rudolf hatte dort die gleiche Ausbildung erhalten und um 1825 machten sich die beiden Brüder als Grafiker und Kupferstecher in Zürich selbstständig. 1828 wanderte Carl Bodmer über Basel nach Koblenz. Er zeichnete Stadtansichten und Landschaftsbilder von Rhein und Mosel – von seinem Bruder in Zürich wurden danach Kupferstiche in Aquatinta-Technik hergestellt. Der Koblenzer Buchhändler und Verleger Jakob Hölscher gab diese als Einzelbilder, als Alben oder als Reiseführer- Illustration heraus. Durch den aufkommenden Rhein-Tourismus, vor allem der Engländer, ließen sich die Bilder gut verkaufen. Doch bald sollte Carl Bodmer zu weit abenteuerlicheren und exotischeren Zielen als zu den Burgen von Rhein und Mosel aufbrechen.
Prinz Maximilian zu Wied-Neuwied war auf den jungen Künstler aufmerksam geworden und verpflichtete ihn 1832 als Zeichner auf seiner Expedition nach Nordamerika. Er sollte dort Land und Leute sowie Flora und Fauna in Bild dokumentieren. Die Expedition wurde trotz vieler Widrigkeiten erfolgreich durchgeführt. Die untergehende Kultur der Plains-Indianer wurde beispielhaft dokumentiert, woran Bodmers Illustrationen einen wesentlichen Anteil hatten. Er selbst war von der Lebensweise und dem Charakter der Mandan- Indianer zutiefst beeindruckt. Carl Bodmer brachte von der gefahrvollen Reise über 400 Skizzen und Aquarelle von Indianern, Pflanzen, Tieren und Landschaften nach Deutschland zurück. 81 davon wurden ins 2-bändige Werk »Reise in das innere Nord- Amerika in den Jahren 1832 bis 1834« von Maximilian zu Wied-Neuwied bei Hölscher in Koblenz publiziert. Bodmer lebte in der Folge zunächst in Frankreich und wurde 1843 französischer Staatsbürger. Nach Aufenthalten in Paris und im Rheinland arbeitete er über 30 Jahre lang im Künstlerdorf Barbizon bei Paris erfolgreich als Maler und Grafiker. 1876 wurde Bodmer in die französische Ehrenlegion aufgenommen und erreichte damit den Höhepunkt seiner öffentlichen Anerkennung. Die letzten Jahre seines Lebens waren von Krankheit – und trotz seiner Erfolge – von Geldnot überschattet. 1893 starb er in Paris. Bodmer geriet bald in Vergessenheit, aber die Bilder der Indianer von seiner Amerikareise, immer wieder kopiert und nachgezeichnet, blieben präsent. Karl May, ein persönlicher Freund des Prinzen zu Wied- Neuwied, der selbst nie in Amerika war, ist offensichtlich durch Bodmers Bilder stark beeinflusst worden. Seine Aquarelle und des Prinzen Reiseberichte haben ihn zur Figur des »Winnetou« angeregt, die er in einer Reihe höchst erfolgreicher Abenteuerromanen dargestellt hat. Carl Bodmers Zeichnungen und Aquarelle der Ureinwohner Amerikas haben über die Bücher Karl Mays für viele Generationen im deutschsprachigen Raum das Bild des »edlen Indianers« geprägt.
Die Aquatinta-Technik
Aquatinta ist ein Verfahren zur Herstellung von Kupfer- Tiefdruck Platten. Dabei kommt der Name nicht von »Wasser«, sondern von »Aquafortis« = Säure und »tinta « = dunkler Druckton. Oft wird Aquatinta mit einer Radierung kombiniert. Während die Radierung Linien aller Art gut wiedergibt, ist es mit Aquatinta möglich, Flächen in Grautönen zu drucken. Die Grautöne enstehen dabei durch ein Kornraster, das durch unterschiedliche Verfahren in die Oberfläche der Kupferplatte eingeätzt wird. Jede Graustufe muss dabei durch einen einzelnen Ätzvorgang erstellt werden, wobei jeweils alle anderen Flächen abgedeckt sind. Vor der Erfindung moderner Rastertechniken (Autotypie 1882) war Aquatinta die übliche Methode, Graustufen im Tiefdruck gut zu produzieren. Aquatinta erfordert allerdings hohes handwerkliches Können und gute künstlerische Vorstellungskraft. Von Goya bis Picasso haben Künstler mit dieser Technik gearbeitet.
Moselbilder von Carl Bodmer