Bernkastel um 1830
Auszug aus dem Buch »Mit Carl Bodmer von Trier nach Koblenz«
Der Strom trennt Kues und das Hospital von dem durch eine Art von fliegender Brücke mit beiden verbundenen Flecken BernKastel, der auf einem schmalen Raume längs dem Fluss und an einem kleinen Waldbache hinaufgebaut ist, die Tiefenbach genannt, die am oberen Ende den Ort durchschneidet und sich in den Moselstrom ergiesst, nachdem sie sich in einem engen Tal durch herrliche Wasserfälle, kühne Felsenbildungen und heitere Wiesenplätze, von den Höhen gegen Belginum niederstürzend, mühsam den Weg dahin gebahnt hat. Das Städchen, sonst der Hauptsitz eines landesfürstlichen Amtes, zu dem die Ortschaften Kues, Graach, Monzel, Monzelfeld, Osann, Neumagen und Lieser gehörten, und mit Mauern und Türmen, die jetzt zum Theil verschwunden sind, wohlverwahrt, zählt an zwei Tausend sehr betriebsame Einwohner, deren Hauptbeschäftigung, neben dem Kleinhandel und dem zunehmenden Vetrieb von Leyen, der Weinbau ist. Eine schöne Strasse, über Longkamp nach dem alten Steinweg (dem stumpfen Turm) geführt, verbindet den Ort mit der Hochfläche des Hunsrücks, und trägt nicht wenig dazu bei, den Speditions- und Kommissionshandel, für den es sonst an Mitteln und Wegen gebrach, in Aufnahme zu bringen. Die Pfarrkirche zu St. Michael hat einen bedeutenden Turm mit einem Aufsatz von acht Nebentürmchen, der ihm ein ganz stattliches Ansehen gibt. Sie war früher (seit 1471) nebst Noviand dem Chorstift zu Pfalzel einverleibt; daher die Angabe v. Hontheim´s auf einem Irrtum beruht, dass Cusanus aus Vorliebe für seinen Geburtsort jene Begünstigung für sein Hospital nachgesucht und erhalten habe. Die vielen Vikarien, deren Inhaber zu kirchlichen Verrichtungen in den benachbarten, nunmehr selbständigen Ortschaften verpflichtet waren, sind nach und nach verschwunden, bis auf die einzig übrige Filiale für Andel.