Marienburg um 1830
Auszug aus dem Buch »Mit Carl Bodmer von Trier nach Koblenz«
Das bereits erwähnte, Zell gegenüber gelegene Pfarrdorf Kaimt könnte als ein zugehöriger Teil von jenem betrachtet werden; ein anmutiger Weg durch die reiche Gemarkung dieser Ortschaft führt nach der Marienburger Höhe, erst nach dem Hofgute, welches von dem ehemaligen Kloster seinen Namen behalten hat, sodann zu den Ruinen der Kirche und des Klosters, nach welchem diese interessante Halbinsel benannt ist, deren Durchschnitt von einer Seite des Moselflusses zur anderen auf diesem Punkte nicht über eine Viertelstunde betragen würde. Hier stand schon in sehr alten Zeiten ein festes Schloss (castrum), bei welchem unter Erzbischof Hillin (1127) das Frauenkloster Marienburg (sente Mergenburg) errichtet und der Abtei zu Springiersbach zu fortdauernder Aufsicht übergeben wurde. Lange standen die Geistlichen Schwestern, welche der Regel des Heiligen Augustinus folgten, in dem Rufe einer vorzüglichen Frömmigkeit, der sich jedoch schon während der Regierung Balduin´s (1350) verlor. Inzwischen führte die fast unangreifbare Lage des Klosters mitten im Trierischen Lande bei jedem Anlass irgend eine Kriegsschar herbei, die sich des Ortes entweder zur Verteidigung bediente, oder im Besitze desselben durch den angreifenden Teil beunruhigt wurde; dieser Umstand machte, neben dem Verfall der Klosterzucht, die Dauer des Konvents auf einem so gefährlichen Punkte immer bedenklicher. Endlich ermächtigte (1515) Leo der Zehnte den Kurfürsten Richard von Greifenklau, das Kloster, dessen Meisterin damals Oltilia von Kesselstatt, aufzuheben, und die Versetzung desselben nach Stuben zu bewirken.