Ürzig um 1830
Auszug aus dem Buch »Mit Carl Bodmer von Trier nach Koblenz«
Stromabwärts, am linken Ufer, noch innerhalb der erwähnten Krümmung, liegt Ürzig, ein bedeutendes Kirchdorf, dessen Anlage nächst der altberühmten Urley (oder Orley) so wie die fremdartige Benennung über die Zeit der Römischen Ansiedelung hinausreichen dürfte. Die Gemarkung des Ortes enthält, bei einem Umfange von anderthalb Stunden, etwas Ackerland, besonders aber viele Weinberge, auf deren sorgfältige Pflege die Einwohnerschaft, an neunhundert Köpfe stark, ihren zunehmenden Wohlstand gegründet hat. Dazu trägt aber auch die Verbindung mit der reichen Talgegend von Wittlich das ihrige bei, wohin auch von Ürzig ein wohlbestellter Fahrweg führt. Diese Straße geleitet den Moselreisenden, der nicht bloß Vergnügen sondern auch Belehrung sucht, zu einigen Punkten von historischer Zelebrität. Sie läuft gegen die Trierische Hauptstrasse und den alten Römerweg nach Berlingen, in dessen Nähe, mehr nach der Ebene gerichtet, Bomagen (Bombogen) liegt, jenes Bumagen, bei welchem der wüste Graf Wilhelm von Luxemburg sein Schloss Hunniaz erbaut hatte, und von daher nach der Sitte seiner Zeit und seines Geschlechtes durch fortgesetzte Räubereien die Trierische Kirche nicht wenig beunruhigte (1127). Später gründete man hier, zur Abwehr ähnlicher Gewalttaten und Frevel, auf dem kegelförmigen Berg bei dem Dorf Neuerburg, der das schöne Tal vollkommen beherrscht, die nunmehr auch schon längst zerfallene Neuerburg, die jener Dorfschaft den Namen zurückgelassen hat, eine der festesten und mächtigsten des Trierischen Landes.