Neumagen um 1830
Auszug aus dem Buch »Mit Carl Bodmer von Trier nach Koblenz«
Verfolgen wir den Pfad am Leyenberge, zwischen diesem und dem Fluss, in der fortgesetzten Richtung auf Neumagen, wohin auf den Höhen der mehrerwähnte Rimweg führte, so gelangen wir zuvorderst, am Leinhäuschen vorbei, nach der Märterkirche oder Kapelle, die ihren Namen von jenen Bekennern des Glaubens erhalten haben soll, welche Rictiovarus seinen falschen Göttern opferte. Das Blut dieser Märtyrer rötete den Moselstrom von Trier aus den ganzen Weg entlang bis unter die Mauern des Kaiserpalastes zu Noviomagus; hier verschwand der Blutstrom, an der Stelle, wie die Trierische Chronik bemerkt, wo jetzt die Märterkirche steht. Ein wenig weiter, und wir rufen mit Ausonius (Mosella V. 10 f.): »Endlich Nivomagus seh´ ich im vorderen Lande der Belgen, »Sie, die gepriesene Burg des göttlichen Constantinus!«. Aber das jetzige Neumagen zeigt keine Spur der alten Herrlichkeit, welche der Dichter, über Belginum von den Höhen des Hunsrücks in das Moseltal herabsteigend, bewunderte. Sogar die Burgen des Mittelalters haben der Zeit und ihrer Verwüstung keinen Widerstand zu leisten vermocht; wir sehen nur noch einen der vielen Moselflecken, der sich freundlich und malerisch die Höhe hinanzieht, wo einst Römische Cäsaren thronten und der kultivierten Welt Gesetze gaben. Der Ort hat jetzt kaum einige Tausend Einwohner; auf der Hochfläche, die sonst das Kastell bedeckte, wird notdürftige Brotfrucht gewonnen, dagegen der Weinbau in seiner ganzen Ausdehnung betrieben, die ihm die gegenwärtigen Kulturverhältnisse eingeräumt haben.