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Trier um 1830

 
Auszug aus dem Buch »Mit Carl Bodmer von Trier nach Koblenz«
 
Trier 1830 1
 
Den Wanderer, wenn er nicht dem Landweg in seiner geradesten Richtung auf den Spuren der altrömischen Konsularstraße folgen will, geleitet die Mosel, nunmehr durch die von den Höhen des Wasgaues niederfliessende Saar beträchtlich verstärkt, links an Oberkirch und Monaise, rechts an den schönen Umgebungen von St. Matthias vorbei, nach Trier, der vielberühmten Augusta (Augusta Trevirorum, in Treviris, Colonia Augusta Trevirorum, Colonia Augusta Trevirorum, Colonia Trevirorum, Treviris, Treviri), der ältesten Stadt in Deutschland und der merkwürdigsten diesseits des Alpengebirges. Trier, sonst die Hauptstadt des gleichnamigen Erzstiftes und die Residenz eines der drei Geistlichen Kurfürsten des heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, des Erzkanzlers durch Gallien und Arelat, während der Französischen Zwischenherrschaft Hauptort eines der Vier (reunirten) Departemente, des Departements der Saar, und Mittelpunkt der Behörden, ist gegenwärtig der Sitz der Königlichen Regierung im gleichnamigen Regierungsbezirke, eines Königlichen Landgerichtes, einer Handelskammer, zweier Friedensgerichte, eines Haupt-Zoll-Amtes, des Divisions-Commando der 16. Division, so wie der 16. Infanterie-, Cavallerie- und Landwehr-Brigade, und bildet mit dem Ressort seiner Regierung in den dreizehn Kreisen, dem Stadt- und Landkreise Trier, Bitburg, Prüm, Daun, Wittlich, Bernkastel, Saarburg, Merzig, Saarlouis, Saarbrücken, Ottweiler und St. Wendel den südwestlichen Teil der Königlichen Rheinprovinz und das Grenzland gegen Frankreich, mit einer Bevölkerung von mehr als 400,000 Einwohnern. Die Stadt Trier zählt wenigstens 14,000 Einwohner, und mit den zugewanderten Ortschaften, auf einem Flächenraume von 0,77 einer Quadratweite, mehr als 21,000 Einwohner. Sie liegt in einem angenehmen, langgestreckten Tale, zwischen Bergen oder Hügeln, die nach beiden Seiten eine sehr malerische Ansicht gewähren, dem Moselflusse, über welchen eine uralte steinerne Brücke führt, durch neuen Anbau mehr und mehr sich nähernd, und enthält in ihrem weitläufigen Innern viele große Gärten, welche die Annehmlichkeit des städtischen Lebens beleben und erhöhen. Rings um die Stadt liegen freundliche Dörfer, Vorstädten ähnlich, teils in der fruchtbaren Ebene verbreitet, teils zwischen die Hügel und Berge geschoben, welche die vortrefflichsten Weine liefern und zu dem grossen Rufe der Obermosel bedeutend mitgewirkt haben.
 
Trier Romerbrucke 2
 
Schreiten wir durch die Breite der Stadt in der Richtung nach dem Flusse, so stoßen wir an ihrer westlichen Seite in deren südlichstem Teile auf den Eingang zur Moselbrücke, einem Bauwerke uralter Gründung, dessen Festigkeit so vielen Jahrhunderten getrotzt hat. Von der Römischen Bauanlage, jener stolzen und kräftigen Konstruktion, sie mag (nach Wyttenbach) zuerst durch M. Vipsanius Agrippa, den beständigen Besorger der Wasser- und Wegebauwerke unter Octavian, (curator perpetuus aquarum et viarum), oder schon viel früher erfolgt sein, haben sich nur in den Fundamenten und an den Pfeilern einzelne Teile erhalten. In den Raubzügen Ludwigs des XIV. von Frankreich, Gräueln auf fremdem Boden verübt, die durch keine Staatskunst oder Kriegspraxis entschuldiget werden können, sollte, im Jahre 1689, die ganze Brücke, welche die Wut barbarischer Völker der früheren Jahrhunderte verschont hatte, durch Werkleute, der kultiviertesten Nation der Erde angehörig, zerstört werden; aber die gewaltigen Massen des riesenhaften Bauwerkes leisteten einen Widerstand, den die Zwingherrn von Deutschland nicht überwältigen konnten. Die antiken, noch wohl erhaltenen Basaltblöcke, sechs bis neun Fuss lang, drei Fuss breit und eben so hoch, sind, wie bei dem Marstore, ohne Mörtel aufeinander getürmt, und bilden die Fundamente und Pfeiler, wie sie zum Teil noch jetzt vorhanden sind; die zerstörten Bögen aber wurden unter dem Kurfürsten Franz Ludwig, vom Jahre 1717 an, ganz aus Sandstein wieder hergestellt. Die Brücke stand in der Römischen Zeit, wie sich denken lässt, etwa gegen die Mitte der alten Stadt, die sich damals wenigstens bis in die Gegend von St. Matthias über die Löwenbrücke (pons leonis) weit hinaus erstreckte. Sie ist 690 Fuss lang und 24 Fuss breit, und ruht auf acht überwölbten Bögen. Hier war es, wo die Teilnahme der Trierer an dem grossen Batavisch-germanischen Aufstande unter Civilis (im Jahre 70), der sich von den äussersten Grenzen des Niederlandes bis in die Moselgegenden verbreitet hatte, nach den tapfersten Anstrengungen ein trauriges, wiewohl nicht unrühmliches Ende fand (Tacitus Hist. 4, 77 ff.).
 
Trier Maximin 3
 
Die Entstehung dieser Abtei reicht, der Tradition zufolge, bis in das vierte Jahrhundert unserer Zeitrechnung, wo auf Veranlassung jener frommen Kaiserin, deren Andenken in den Rhein- und Moselgegenden so weitverbreitet als wohlbegründet ist, der Heilige Agritius, den man auch als den ersten Bischof der Trierischen Kirche betrachtet, auf dieser Kaiserlichen Domäne eine Kapelle zu Ehren des Evangelisten Johannes weihte. An dieser Kapelle gründete (333) Johannes von Antiochien eine Kongregation mit der Regel des heiligen Basilius, die später der berühmten Benedictinischen weichen musste. Als man aber die Gebeine des heiligen Maximinus aus Aquitanien hierher versetzte, erhielt Kirche und Abtei nach ihm den Namen. Wie die älteste in Deutschland, so war sie auch die reichste. Ihre Besitzungen, durch Kaiser und Könige, Fürsten und Herren allmählich vergrössert, gingen über den Hunsrück hinaus bis an den Rheinstrom; eben so war sie im Luxemburgischen wohlbegütert. Ihre jährlichen Einkünfte schätzte man in den bessten Zeiten auf mehr denn 200.000 Reichsgulden. Sie hatte einen ausgedehnten Lehnshof, indem sie Fürsten und Grafen, unter jenen das weit verbreitete Gesamthaus Salm zu ihren Vasallen zählte. In St. Maximin war es, wie die Sage ferner berichtet, in einer von jenen Zisternen, in welchen Rictius Varus die Leichname der Märtyrer zusammengehäuft hatte, wo der heilige Athanasius, durch Constantin von seinem Bistume verjagt und zur Verbannung verurteilt, mehrere Jahre in völliger Verborgenheit lebte, und jenes berühmte Symbolum verfasste, welches noch jetzt seinen Namen führt.

 

 

 

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