Zell um 1830
Kaum sind wir über die Mündung des vorgenannten Baches hinausgekommen, so erheitert sich der einsam-trübe Charakter der Landschaft; wir erblicken auf beiden Ufern des Flusses gleich anmutige und erfreuliche Bilder, rechts die alte, vormals Kurtrierische Amtsstadt Zell, links auf einem geräumigen Uferlande, welches sich zu Vorhügeln, diese zu der waldbedeckten Höhe des Marienburger Vorlandes erheben, den alten Pfalzhof und Weiler Kaimt, jetzt eine freundliche Mosel-Ortschaft, zwischen Gärten und Obstpflanzungen versteckt, die in dem ergiebigen Boden überflüssige Nahrung finden. Die jetzige Kreisstadt Zell (Gasthöfe: bei Koch, und Premm´s Erben), auch Zell im Hamm genannt, sonst der Sitz eines Landkapitels zum Archidiakonat von Karden gehörig, mit als sechzig von Traben bis Kern hinab oder landeinwärts gelegenen Pfarreien, hat zwar ein sehr bedeutendes Altertum, erscheint aber doch noch um das Jahre 1225 als ein bloßes Dorf, von Rittern und Landleuten bewohnt, die gerade nicht zu den Wohlhabensten gerechnet werden durften. Die bequeme Lage des Ortes an einem schiffbaren Flusse, der zunehmende Verkehr mit entfernteren Gemeinden, besonders des Hunsrückens, endlich der höchst ergiebige Weinbau machten Zell von Tag zu Tage blühender; es wurde gänzlich ummauert und stark befestigt, und viele angesehene Familien nahmen hier ihren bleibenden Aufenthalt. Das Amt Zell umfasste dreiundzwanzig Trierische Ortschaften. Als gegenwärtige Kreisstadt ist Zell der Sitz des Landrates, einer Bürgermeisterei und eines Friedensgerichtes.